Kinderbetreuung

Unser Standpunkt zum Thema Kinderbetreuung


Avanti Papi unterstützt die Forderung nach mehr externen Betreuungsplätzen, allerdings mit Vorbehalten.

  • Wir unterstützen subventionierte Kinderbetreuung für Wenigverdienende und Alleinerziehende, flexible Tagesschulen und externe Kinderbetreuung als Ergänzung zur partnerschaftlich geteilten Familien- und Erwerbsarbeit.
  • Wir fordern mehr Teilzeitstellen für Väter!
  • Es darf nicht das Ziel sein, dass beide Elternteile 100% arbeiten und die Kinder der Karriere wegen "abschieben".
  • Es darf nicht sein, dass beide Eltern 100% arbeiten müssen, weil ein Lohn in einem der reichsten Länder der Welt nicht reicht, um eine Familie zu ernähren.


Communique von männer.ch.

Am Montag, 19. September 2005, reichten Parlamentarierinnen von SP, FDP, Grünen, CVP und SVP je eine Parlamentarische Initiative ein. Die Bundesverfassung soll ergänzt werden durch den Passus "Die Kantone sorgen dafür, dass die Gemeinden in Zusammenarbeit mit Privaten ein bedarfsgerechtes Angebot an familien- und schulergänzender Betreuung für Kinder bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit bereitstellen. Der Bund kann sie bei dieser Aufgabe unterstützen"

männer.ch, der Dachverband der Schweizer Männer- und Väterorganisationen
und Avanti Papi als Kollektivmitglied unterstützen diese Forderung. Für eine bessere Vereinbarkeit von Familien- und Berufsaufgaben - auch und gerade für Männer - ist die Schaffung solcher Einrichtungen unerlässlich. "Die heutige Arbeitswelt stellt dermassen hohe Flexibilitätsanforderungen, dass eine engagierte Kinderbetreuung ohne externe Betreuungsstrukturen für Normalverdiener nur auf Kosten von Karriere oder Gesundheit gehen kann", sagt männer.ch-Präsident Markus Theunert.


Der am 28. Juni 2005 gegründete Dachverband der zukunftsorientierten Männer und Väter sieht drei Chancen und Gefahren:

- Tagesschulen dürfen nicht als einziges Ziel haben, die Humanressourcen der Frauen wirtschaftlich besser zu nutzen. Vielmehr geht es darum, mehr Flexibilität für partnerschaftliche Arrangements zu erreichen, damit Männer und Frauen die Haus- und Familienarbeit einerseits und die Erwerbsarbeit andererseits geschlechterdemokratisch und fair aufteilen können. Unverzichtbar ist ein verstärktes Engagement der Männer im häuslich-familiären Bereich.

- Die Einführung familienexterner Betreuungsstrukturen darf nicht zu einer weiteren Abwertung der Haus-, Betreuungs- und Erziehungsarbeit führen. Als begleitende Massnahme fordert männer.ch die verstärkte Anerkennung der Leistungen und Erfahrungen von Hausmännern und Hausfrauen, vor allem in der Personalselektion und -entwicklung.

- Familienexterne Betreuungsstrukturen bieten Kindern ein Lernfeld, wo sie im sozialen Austausch mit Gleichaltrigen wichtige Kompetenzen erwerben können. Dieses Lernfeld ist eine sinnvolle Ergänzung zur elterlichen Betreuung, darf aber kein Ersatz für deren emotionales und erzieherisches Engagement sein. Tagesschulen sollen die Eltern zeitlich entlasten und mehr Gestaltungsspielraum in den alltäglichen Abläufen ermöglichen. Diese Ersparnisse sollten aber den Kindern wieder zugute kommen – durch ein Mehr an Aufmerksamkeit und Familienzeit.

> Das Communique als .pdf


Artikel von Marcel Hänggi in der WoZ (14.09.2006)

«Kostenlose Kinderbetreuung für alle» forderten die Frauen des Verbandes des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) am Wochenende. Das tönt vertraut: Hat nicht die FDP jüngst die Idee lanciert, Betreuungsgutscheine an Doppelverdienereltern auszuzahlen? Fordern nicht immer mehr Stimmen - namentlich auch bürgerliche - bessere Betreuungsangebote?

Auf den ersten Blick sieht das emanzipatorisch aus, weil ohne Kinderkrippen «eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf [für Frauen] nicht möglich» ist, wie SP-Nationalrätin Jacqueline Fehr vor Jahresfrist in dieser Zeitung sagte. Auf den zweiten Blick sieht das problematisch aus, weil es bedeutet: Wer seine Kinder selber betreut, subventioniert die DoppelverdienerInnen. Und weil Fehrs Aussage so natürlich nicht stimmt: Man könnte auch die Männer mehr in die Pflicht nehmen (was aber grössere gesellschaftliche Veränderungen bedingen würde als Gratiskrippen).

Auf den dritten Blick sieht man, dass die verschiedenen AkteurInnen nicht dasselbe wollen. Den Bürgerlichen geht es bei ihrer plötzlich entdeckten Sorge um die Mütter um Arbeitsmarktpolitik: Man will mehr Arbeitskräfte; qualifizierte Frauen, die Windeln wechseln, sind eine Ressourcenverschwendung. Den VPOD-Frauen dagegen geht es um soziale Chancengleichheit, wie VPOD-Zentralsekretärin Christine Flitner sagt: «Es darf nicht sein, dass nur die gut Verdienenden sich ausserhäusliche Kinderbetreuung leisten können oder dass die Kinder sozial schwacher Familien billige öffentliche, die Kinder der besser Gestellten gute private Krippen besuchen.» Dass die Männer mehr in die Familienarbeit eingebunden würden, sei eine alte Forderung der VPOD-Frauen. Man habe aber nicht alles in die Pressemitteilung reinschreiben können. Es sei darum gegangen, in der laufenden Debatte Pflöcke einzuschlagen.

Pflöcke werden eines ersten, allenfalls eines zweiten, selten eines dritten Blickes gewürdigt. Und deshalb sieht man die Pflöcke in einer Reihe stehen, VPOD neben FDP neben Avenir Suisse neben dem grossen Medienkonsens: Krippen, Krippen, Horte!

Kinder sollen möglichst wenig kosten - schon gar nicht Einbussen in der Karriere. Das wird erstens den Kindern nicht gerecht, und es führt zweitens zu einer Doppelbelastung der Frauen, wenn sie neben der Verantwortung für die Kinder auch noch erwerbstätig sein sollen. Deshalb bräuchte es Väter, die Väter und Hausmänner sind. Es bräuchte Teilzeitstellen auch in typischen Männerberufen. Es bräuchte einen Eltern- statt einen Mutterschaftsurlaub. Es dürfte vor allem nicht mehr vorkommen, dass über Mütter, Familie und Beruf geredet und geschrieben wird, ohne dass die Väter erwähnt werden. Das wäre der Pflock, den es einzuschlagen gälte.